
In Memoriam : FDP trauert um Helga Schniewind
Mit Helga Schniewind (98) nimmt ein Teil einer Generation von uns Abschied, der persönlich und inhaltlich unser Zusammenleben in Heiligenhaus wesentlich geprägt hat. Als aus Pommern Vertriebene hat sie von dort den Mut mitgenommen, der ihr Leben als Familienmensch mit 5 Söhnen, 14 Enkeln und 19 Urenkeln und als Homo Politikus bestimmte.
Trotz der familiären Verpflichtungen, die ihr eine Herzensangelegenheit waren, entschied sie sich 1974 für ein politisches Engagement und trat der FDP bei. Ihre Haltung „ Nicht reden, sondern machen“ führte sie noch im selben Jahr in den Stadtrat. In den Ausschüssen Jugendhilfe, Schule, Sport und Gesundheit zeigte sie, wohin sich diese Stadt entwickeln sollte.
1979, am Ende der Wahlperiode, nominierten die Heiligenhauser Liberalen sie erneut als Kandidatin für den Stadtrat. Dabei sollte es nicht bleiben, weil es politische Bestrebungen gab, nach jahrelanger CDU-Dominanz im Bürgermeisteramt einen Wechsel vorzunehmen. Nach Felix Wittmann wurde dann vor über 1000 interessierten Bürgerinnen und Bürgern in der Aula des Kant-Gymnasiums Helga Schniewind mit einer Stimme Mehrheit zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Bis 1979 gewann sie in diesem Amt viele Sympathien, weil sie sich selbst nicht so wichtig nahm und nah bei den Menschen blieb – eine Eigenschaft, die in der aktuellen politischen Landschaft zu einer Seltenheit geworden ist.
Neben der Familie waren Sport und Bewegung bis zuletzt ihr Lebensmittelpunkt. Für den TuS Hetterscheidt war sie im Vorstand aktiv und begeisterte viele Kinder und Jugendliche als Übungsleiterin für den Sport. Das Deutsche Sportabzeichen legte sie jährlich bis zum Goldenen Sportabzeichen ab und wurde auch hier zum Vorbild für viele Menschen. Im Partnerschaftskomitee widmete sie sich den Kontakten mit den französischen und englischen Partnerstädten, bei denen ihre vorzüglichen Sprachkenntnisse sehr hilfreich waren. Schließlich war sie ja nach ihrer Vertreibung in Heiligenhaus zunächst als Übersetzerin tätig.
Das Fahrrad bot ihr die Möglichkeit, auf unzähligen Touren u.a. Meaux, Mansfield, Basildon und ihre pommersche Heimat intensiv kennenzulernen – nicht nur als Touristin, sondern vielmehr über die zwischenmenschlichen Begegnungen, die ihr als Liberale immer sehr wichtig waren. Mit ihrem „Rentnermobil“ blieb der Stauteich an der Abtsküche ihr beliebtes Ziel. Im Heljensbad war sie Stammgast und mit den Frühschwimmern hielt sie sich jahrelang fit.
Der FDP wird Helga Schniewind mit ihrer den Menschen zugewandten Art sehr fehlen. Das von ihr aufgebaute Vertrauen und ihre Glaubwürdigkeit wird die FDP nie vergessen und zur Richtschnur ihrer politischen Arbeit auch im neu gewählten Stadtrat machen.